Für manche kann das ein Kreislauf werden: Erst bekommst du Bürgergeld, dann wirst du krank, verlierst deine Wohnung und landest im Gefängnis. Nach deiner Entlassung wird es nicht besser...
Unter Bürgergeldbezieher*innen, Wohnungslosen und Strafgefangenen gibt es einen hohen Anteil an psychisch erkrankten Menschen. Wir wollen in diesen Veranstaltungen die gesundheitliche Situation dieser Menschen beleuchten. Außerdem werden wir über ihre Rechte und Selbsthilfeaktivitäten informieren. Wie kann man die Institutionen Jobcenter, Psychiatrie und Strafvollzug menschenwürdig überstehen?
Wie einige Studien zeigen, führen Sanktionen beim Bürgergeld nicht nur zu erheblichen existentiellen Auswirkungen, sondern können auch starke gesundheitliche Folgen haben. Trotz psychischer Erkrankung - wie einer Depression - werden Bürgergeldbezieher*innen sanktioniert, weil sie nicht in der Lage waren, eine Krankschreibung zu schicken oder ihren Termin wahrzunehmen. So kommt zu der Krankheit ein zusätzlicher finanzieller Druck hinzu, der alles nur noch schlimmer macht. Das Bürgergeld mündet gerade nicht in einen Arbeitsplatz, weil keine Firma Menschen mit diesen Einschränkungen einstellt. Obwohl dies alles bekannt ist, gibt es ein Geschrei nach mehr Sanktionen und eine Nullrunde beim Bürgergeld, sei es auch nur um den Volkszorn zu besänftigen, der von der AFD befeuert wird.
Wer zu krank ist, kann schnell in der Psychiatrie landen. Auch der Bezug des Bürgergeldes kann gefährdet sein, denn es geht nur um die Herstellung der Arbeitsfähigkeit. Wenn klar ist, dass dieses nicht möglich ist, droht der soziale Abstieg in die Erwerbsminderungsrente und oftmals in die Grundsicherung. Die gesellschaftliche Stigmatisierung macht das Leben für betroffene Menschen nicht einfacher.
Wie kaum eine andere Erkrankung unterliegen sogenannte psychische Erkrankungen negativen Werturteilen einer breiteren Öffentlichkeit. Soziale Ausgrenzung und Benachteiligung sind die häufigsten Folgen für die Betroffenen. Psychische Erkrankungen wiederum können dazu führen, dass Menschen sich zurückziehen, dass sie Kontakte, Job und Geld verlieren und in eine Abwärtsspirale geraten. In Krisen droht bei Psychiatriebetroffenen oftmals der Wohnungsverlust. Auch an Nachsorgeeinrichtungen nach Krisen gibt es einen großen Mangel. Viele Menschen fallen durch die sozialen Netze, landen auf der Straße oder im betreuten Wohnen.
Was macht die Abwärtsspirale und die Armut mit den Menschen, wenn das Geld nicht reicht? Immer mehr Einkommensarme landen wegen Fahren ohne Ticket oder Ladendiebstahl im Knast und nach ihrer Entlassung in der Wohnungslosigkeit. Immer noch gilt der Grundsatz „Strafe muss sein!“, ergänzt mit immer neuen Rufen nach noch härteren Strafen. Dabei weiß doch jeder Mensch: Der Strafvollzug macht keinen Menschen besser. Gesellschaftlich macht es keinen Sinn, Menschen wegen Bagatelldelikten in den Knast zu stecken. Das ist viel teurer als der angerichtete Schaden. Es führt auch nicht dazu, dass sich für Menschen nach der Haft bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt ergeben. Auch auf dem Wohnungsmarkt haben Haftentlassene schlechte Karten.
Die Gefahr ist sehr groß, dass der Kreislauf von Armut und sozialem Abstieg wieder von vorne beginnt. Das alles verschlingt Unsummen an Geld, die sinnvoller zum Abbau von Armut genutzt werden könnten.
Veranstalter:
Teilhabe e.V.; https://teilhabe-berlin.de/