Vortrag von Thilo Broschell
Seit die Nationalsozialisten 1933 die Macht errangen, gibt es die Erklärung, dass die Arbeitslosen die junge Weimarer Republik destablisiert hätten, weil sie die Radikalen sowohl rechts wie links gewählt haben. Das muß auch heute noch für die These herhalten, die Hartz- IVler würden die AfD wählen. Aber niemand wählt die AfD, nur weil sie oder er Hartz-IV bezieht. Dazu kommt noch, dass Hartz-IV- Bezieher*innen keine einheitliche Gruppe bilden: es gibt Aufstocker*innen, die von ihrem Lohn sich oder ihre Familie nicht ernähren können, Langzeiterwerbslose, alleinerziehende Mütter, oder aber Rotationserwerbslose, die zwischen befristeter Lohnarbeit und Arbeitsagentur oder Jobcenter hin und her pendeln. Menschen mit Migrationshintergrund landen zudem häufiger in Hartz-IV, diese haben wenig Veranlassung rechte Parteien zu wählen. Auch sonst wählen Bezieherinnen von Hartz IV eher nicht, weil sie sich von keiner Partei mehr etwas versprechen. Wenn sie wählen, dann ist es oft eine Protestwahl. Es gibt auch Erwerbslose, die die AfD wählen, aber nicht nur weil sie Hartz IV beziehen, es müssen also noch andere Gründe dazu kommen.
Unterstützt von der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt