Aussortiert und abgeschoben mit Hartz IV
ein Seminar im Mehringhof
Eintritt frei
Freitag, den 9.11. 2012 um 19 Uhr
Erst arbeitsunfähig, dann schwerbehindert mit Alg-II
Welche Rechte und Möglichkeiten habe ich? (Anne Allex)
Mitunter erkranken erwerbslose Alg-II-Berechtigte schwer und sind im Anschluss schwerbehindert. JobCenter-Mitarbeiter und kranke Alg-II-Berechtigte finden
sich im Geflecht verschiedener Sozialversicherungssysteme schwer zurecht. Fragen wie "Arbeitsunfähigkeit, stationärem Aufenthalt und Meldepflicht",
"Schweigepflichtentbindung", "Anschlußheilbehandlung oder medizinische Rehabilitation und Leistungen" müssen geklärt werden, um das Überleben zu
sichern. Wieder arbeitsfähige, aber schwerbehinderte Alg-II-Beziehende fragen sich, ob sie was davon haben, wenn sie einen Schwerbehindertenausweis
beantragen? Die Rechte Alg-II-Berechtigter in diesen Situationen werden erörtert.
Samstag, d. 10.11.2012 um 13 Uhr
Psychisch Kranksein in Zeiten von Hartz IV und Gesundheitsreformen (Michael Bialek)
Mit dem Versorgungsstruktur- und dem Patientenrechtegesetz geht die endlose Novellierung der Gesundheitsgesetzgebung im Jahre 2012 weiter, nach dem Motto: „Vor der Reform ist nach der Reform“.
Auch bei der Behandlung psychischer Erkrankungen gibt es wichtige Änderungen für Patienten im Hinblick auf Qualität und Quantität der psychotherapeutischen Versorgung, Akteneinsicht oder das mögliche Vorgehen im Falle eines Behandlungsfehlers bei Psychotherapie, ob ambulant oder stationär.
Arme und sozial unterdrückte Menschen wie z.B. Hartz-IV-Betroffene haben ein erhöhtes Risiko, psychisch zu erkranken, wie die Sozialepidemiologie entgegen einem „epidemisch“ verbreiteten Biologismus wissenschaftlich nachweisen kann.
In diesem Seminarteil geht es darum, diese Zusammenhänge darzustellen und trotz des nicht bloß medizinischen Charakters psychischer Krankheit nützliche Hinweise für die Durchsetzung der spezifischen Patientenrechte zu geben.
Samstag, d.10.11.2012 um 15 Uhr
Die Sonderarbeitsmärkte für Psychiatriebetroffene in Behindertenwerkstätten, Zuverdienstfirmen etc. (Thilo Broschell)
Insbesondere Psychiatriebetroffene sind Risiken in der vorrangig an Effizienz, Leistung und Perfektion orientierten modernen Arbeitsgesellschaft ausgesetzt. 43 % sind aus dem Erwerbsleben ausgeschieden, davon sind ca. 16,5% Langzeiterwerbslose (ALG II Empfänger), ca. 12,5% erhalten Sozialhilfe bzw. Sozialgeld, ca. 14% beziehen Erwerbsunfähigkeitsrente; nur ca. 5,6 % (!) der psychisch Kranken sind vollbeschäftigt; ca. 6,5% sind teilzeitbeschäftigt; ca. 20% haben einen geschützten Arbeitsplatz; ca. 5% befinden sich in Maßnahmen der Beruflichen Rehabilitation. Die Lebenssituation vieler psychisch kranker Menschen mit chronifizierten Störungen ist durch ein Leben am Armutsrand und durch Abhängigkeit von Institutionen gekennzeichnet. Viele Psychiatriebetroffene werden in Sonderarbeitsmärkten bei absolut geringster Entlohnung geparkt. In einer Gesellschaft, die Menschen nach ihrer Leistungsfähigkeit beurteilt, wir ihnen die Anerkennung verweigert.
Unterstützt von Aktion Mensch