Einführungsbeitrag von Anne Seeck
Das Leben von Psychiatriebetroffenen ist oftmals durch Ohnmachtsgefühle gekennzeichnet. Sie sind der Macht der Psychiater, der Pharmaindustrie, der (sozial-) psychiatrischen Institutionen ausgeliefert- durch Diagnosen, Gutachten, Zwangseinweisungen, Disziplinierung im Betreuten Wohnen etc. Hinzu kommt die Armutssituation, in der sich viele Betroffene befinden. Zudem haben sie mit Stigmatisierung bzw. Tabuisierung zu kämpfen.
Anne Allex: Von der psychiatrischen Begutachtung in die Wohnungslosigkeit. Eine Fiktion?
Der neoliberale Arbeitsmarkt exmittiert kaputtes „Humankapital“ und nimmt es nicht zurück. Weder körperlich Beeinträchtigte noch lern- oder seelisch Beeinträchtigte können eine offizielle Erwerbsarbeit finden. Sozialleistungen reichen für den Lebensunterhalt nicht mehr aus. Denn die Spekulation mit Grund und Boden treibt die Wohnungsmieten unerbittlich hoch. Dies verursacht für alle Ausgestoßenen Wohnungsnot. Ahnungslos in eine psychiatrische Begutachtung Gehende können deshalb nicht nur ihren Job verlieren, sondern auch die Wohnung. Sie finden sich kaserniert in verschiedenen Übergangsformen der Zentralisation wieder. Wie der Wohnungsmarkt diese Personenkreise abstößt und wohin er sie einsaugt, damit befasst sich der Vortrag.