Vortrag von Anne Seeck
Wahnsinn übte in der Vergangenheit eine Faszination auf Künstler aus. Lange wurden die Bilddokumente von psychiatrischen Patient*innen nicht für wert erachtet, gesammelt zu werden. Erst im 20. Jahrhundert, mit der „Prinzhornsammlung“ und dann mit der „art brut“ fanden sie Beachtung. Insbesondere die Expressionisten und Surrealisten widmeten sich dem Wahnsinn. So fungiert der Irre im Expressionismus als Kontrastfigur zum verhassten Bürger und seiner Normalität. Der Surrealist André Breton war der Meinung, dass im Wahnsinn die Befreiung liegt. Heute, in Zeiten von Psychopharmaka und Leistungsgesellschaft, werden „Verrückte“ eher als Störfaktoren wahrgenommen. Auch der Schriftsteller Thomas Melle ist weniger von der Faszination des Wahnsinns überzeugt, denn der Irrsinn kann zur sozialen Vernichtung der Existenz führen.