Stadteilgruppe NK44 Rund um die Hermannstraße
Die Gruppe besteht seit zweieinhalb Jahren. Sie ist aus einer anderen Gruppe in Neukölln hervorgegangen. Zu ihren regelmäßigen Treffen kommen regelmäßig zwischen sechs und zwölf Menschen.
Wir sind Leute aus der Neuköllner Nachbarschaft, die finden, dass es an der Zeit ist, sich gegen Mieterhöhung, Verdrängung und Ausgrenzung zu wehren. Wir organisieren mit interessierten und betroffenen Menschen aus Neukölln nachbarschaftliche Hilfe, Vernetzung, Information,
Solidarität und Unterstützung. Hauptsächlich beschäftigen wir uns mit dem stadtpolitischen
Komplex des Wohnraums unter dem Gesichtspunkt der Verdrängung − welche wir in jedem Fall ablehnen. Dabei agieren wir parteiunabhängig, selbstorganisiert und ehrenamtlich. Wir sind offen für Menschen jeder Herkunft, egal welchen Bildungsstandes, welchen Alters, welcher sexueller
Ausrichtung oder Identifikation − und finden dies selbstverständlich. Wir arbeiten mit allen möglichen Gruppierungen und Netzwerken in Berlin und Neukölln zusammen, die sich für ein nachbarschaftliches Miteinander, für das Menschenrecht auf Wohnraum und kollektiven Widerstand gegen den ungebremsten Profit einsetzen.
Unser Blog, der leider nicht immer aktuell ist und einige Lücken aufweist: http://vierundvierzig.blogsport.de/
Einige unserer vielen Aktionen in diesem Jahr:
− Im Januar fand eine Informationsveranstaltung zum Thema Betriebskosten statt, veranstaltet zusammen mit der Berliner Mietergemeinschaft, zu der etwa 30 Leute kamen. Diese konnten sich juristisch beraten lassen und hatten die Möglichkeit, sich mit uns und untereinander über Probleme und Lösungen auszutauschen.
− Wir unterstützten die mehrwöchigen Aktionen zur Verhinderung der Zwangsräumung von Zeinab A. und ihrer Tochter Maya in der Hermannstraße. Zeinab wurde von uns zu Amtsgängen, Wohnungsbesichtigungen und Terminen bei ihrem Vermieter, der Wohnbauten GmbH Stadt und Land, begleitet. Ihr Fall wurde von uns in der breiteren Nachbarschaft und der Presse öffentlich gemacht. Die konkrete solidarische Unterstützung hat dazu geführt, dass sie eine neue Wohnung bekommen konnten und nicht auf der Straße landen mussten. Siehe z.B. den Artikel im Tagesspiegel:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/berlin-neukoelln-geplante-zwangsraeumung-in-der-hermannstrasse-wurde-abgesagt/8103760.htm − In diesem Zusammenhang und in Anbetracht der rassistischen und ausgrenzenden Vermietungspolitik von Stadt und Land führten wir im April zwei Kundgebungen vor deren Servicebüro durch. Dabei boten wir auch eine Sozialberatung an und gaben den Menschen aus dem Kiez eine Platform, ihre Probleme mitzuteilen. Auch dieser öffentliche Druck führte dazu, dass Zeinab A. eine neue, ihrem Behinderungsgrad entsprechende Wohnung bekommen konnte.
− Im Juni organisierten wir eine Diskussionsveranstaltung mit den stadtpolitischen Bündnissen Kotti & Co und Zwangsräumungen verhindern, welches in der Kollektivkneipe Tristeza in der Pannierstraße stattfand und von vielen Menschen besucht wurde.
− Im Spätsommer haben wir mehr als 30 Interviews mit AnwohnerInnen im Rollbergviertel geführt, um ihre Einschätzungen zur aktuellen Wohnlage und ihre Probleme mitgeteilt zu bekommen. Viele der interviewen Menschen zeigten sich stark interessiert und solidarisch mit unserer Arbeit.
− Im November organisierten wir einen Kiezspaziergang, bei dem wir ca. 50 Leute über Veränderungen im Kiez informierten. Im Mittelpunkt stand die eigene Darstellung von Problemen durch Betroffene, sowie Audio-Beiträge aus den eben genannten Interviews.
− Aktuell beschäftigen wir uns mit den Räumungsverfahren von zwei Wohngemeinschaft in der Kienitzer Straße und einer Familie in der Kopfstraße und versuchen zu verhindern, dass diese obdachlos werden müssen.
− Einen weiteren Schwerpunkt bildete in letzter Zeit das Tempelhofer Feld und damit verbunden das Thema „Neubau“. Wir lehnen Neubau nicht grundsätzlich ab, finden aber, dass das, was im Moment gebaut wird, an den Bedürfnissen viele Menschen in Neukölln vorbeigeht. Eigentumswohnungen oder gehobener Mietwohnungsbau sind mit den durchschnittlichen monatlichen Einkommen nicht zu bezahlen. Die vom Senat für das Tempelhofer Feld aufgerufenen sogenannten bezahlbaren Mieten sind − selbst wenn die letztlich kommt sollten − von MindestlohnbezieherInnen nicht zu bezahlen.
Da wir uns als radikale Basisorganisierung verstehen, ergibt sich aus der kleinteiligen Vermieterstruktur eine gewisse Ungleichzeitigkeit. Denn die Probleme treten in der Regel immer nur in einem einzelnen Haus auf, dann in einem anderen, was gegebenenfalls weit entfernt liegt, so das sich eine nachbarschaftliche Verankerung nur schwer entwickeln lässt. Auch lässt bei vielen Menschen die Bereitschaft nach, sich weiter zu engagieren, wenn das Problem in ihrem Haus erledigt ist, was oft mit dem Auszug von Altmietern einhergeht. Wir sehen im Moment aber keine andere Möglichkeit, als eben diese Basisstrukturen weiterzuentwickeln. Wir sehen dabei perspektivisch gute Chancen, weil das Thema der steigenden Mieten und die damit verbundene Verdrängung immer mehr Menschen betrifft und nicht nur noch die Einkommensschwachen in Neukölln. Dies auch oder eben wegen dem stattfindenden Neubau.